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Gewichtiger Nachschlag

Liszt: Faust Symphony, Dante Symphony, Beethoven Symphony No.9 Leslie Howard ergänzt seine Liszt-Diskografie. Ein wenig wundert man sich. Leslie Howard hat mit der Gesamteinspielung des Klavierschaffens von Franz Liszt für das englische Label Hyperion eine diskografische Höchstleistung vollbracht. Nun legt er, vordringlich unterstützt durch Mattia Ometto, drei substanzielle Transkriptionen Liszts für zwei Klaviere vor, dazu die Transkription des Rákóczi-Marsches für zwei Klaviere zu acht Händen (mit Leonora Armellini und Igor Roma). Aber warum nicht für Hyperion? Howards pianistischen Fähigkeiten sind ungebrochen, und der Effekt, den die vorliegenden Transkriptionen machen, spricht für sich. Drei beeindruckende Kolossalwerke, drei Sinfonien – Liszts Faust-Sinfonie, seine Danke-Sinfonie und die zweiklavierige Transkription von Beethovens Neunter, die Liszt der Reduktion auf ein Klavier zu zwei Händen deutlich vorzog. Und in der Tat ist der Reichtum an Texturen und Klangfarben, die zwei Klaviere ermöglichen, für diese Werke von größtem Wert. Auch die Mikrofonierung in bester Stereomanier, hörbar (verhältnismäßig geringe) klangliche Unterschiede zwischen beiden Instrumenten tragen zur lebensvollen Interpretation der Musik bei und sind weit davon entfernt, ‚Klavierauszug‘ für den Hausgebrauch zu sein. Man kann sich gut alle drei Transkriptionen im Konzertsaal vorstellen. Besonderer Bonus sind die ‚zweiten Schlüsse‘, die Liszt im Falle eines Verzichts auf die Chorfinali seiner beiden Sinfonien auf Wunsch Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein neu schuf, die aber leider nicht als Teil des Ganzen gehört werden können, weil die Trackaufteilung nicht entsprechend ist. Die Interpretationen beeindrucken durch tiefe Durchdringung der Musik, durch Poesie wie machtvolle Steigerungen; vor allem aber werden die Texturen klarer als im Orchestergewand und erhellen so das kompositorische ‚Innendenken‘ der Musik in spannender Weise. Manche Passagen gleich ob von Beethoven oder Liszt weisen in Liszts Transkriptionen weit ins 20. Jahrhundert hinein. Die Interpretationen sind vielleicht im Detail nicht ganz so ausgearbeitet wie in den Hyperion-Veröffentlichungen – die sorgsame Hand eines klugen Tonmeisters hätte die Produktion noch ‚epochaler‘ werden lassen können. Howards Einlassungen zeigen seine tiefe Vertrautheit mit der Materie. Dr. Jürgen SchaarwächterKritik von Dr. Jürgen Schaarwächter, 24.07.2024 Original: https://magazin.klassik.com/reviews/reviews.cfm?TASK=REVIEW&RECID=40375&REID=20889